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Geschichte des Gemüseanbaus

Historische Anbaumethoden in der Landwirtschaft

Der Gemüseanbau entwickelte und entwickelt sich über die Zeiten kontinuierlich. Unsere Ernährung und Ernährungskultur sind von einem vielfältigen Wandel gekennzeichnet. Ein Wandel des Menschen und der gesellschaftlichen Bedingungen, der Nahrungskette, aber auch ein Wandel der Umweltbedingungen: Aus antiken Ziergärten entstanden mittelalterliche Gemüsegärten. Mit wissenschaftlichen Erfindungen, neuen Werkzeugen und Techniken wurde ein intensiverer Anbau ermöglicht. Auch die Rückkehr zu einem extensiveren Anbau seit Ende des 20. Jahrhunderts gehört zur Entwicklung des Gemüseanbaus.

Erste Gemüsegärten

Essbare Pflanzen wurden durch die ersten sesshaften Menschen domestiziert und erste Anbaumethoden in Siedlungsnähe entwickelt. In der Antike pflegte man städtische Ziergärten. Ihr Anblick und ihre Düfte sollten stimulierend wirken. Ihre Weiterentwicklung zu Gemüsegärten fügte den Aspekt des Nahrungsgewinns hinzu. Im Mittelalter dienten bäuerliche Gemüsegärten neben der Ernährung der Hofbewohner auch der Produktion für Märkte. Klostergärten ernährten die Klostergemeinschaft. In ihnen wurden ebenfalls Heilkräuter und -pflanzen angebaut. Bevölkerungswachstum machte die Vergrößerung von Anbauflächen notwendig, diese wurden vor die Stadtmauern verlagert.

Pflanzen von anderen Kontinenten

Mit Entdeckungen neuer Kontinente wurden auch neue essbare Pflanzen nach Europa gebracht (z.B. Kartoffeln, Mais, Tomaten). Die mit der Industrialisierung einhergehende Mechanisierung, Produktion von künstlichen Düngern und neue Konservierungsmethoden beförderte eine Intensivierung des Anbaus und der Produktion von Lebensmitteln. Neue Transportmöglichkeiten machten es möglich, Anbaugebiete von der Stadt weiter entfernt zu bearbeiten, wo geeignetere Umweltbedingungen herrschten. Dennoch wurde auch innerstädtisch für den Eigenbedarf Obst und Gemüse angebaut, z.B. in privaten Arbeitergärten.

Mechanisierung der Landwirtschaft

Mit industriellem Landmaschineneinsatz und verstärktem globalen Handel intensivierte sich der Anbau erneut. Ab Ende des 20. Jahrhunderts gewann die extensive Landwirtschaft, mit ihrer Orientierung an vorhandenen natürlichen Ressourcen des Bodens und dem Anbau vielfältiger alter Gemüsesorten wieder stärkere Beachtung.

Anbau im urbanen Raum

Obwohl sich die Vorstellung etabliert hat, dass Lebensmittelproduktion (im primären Sektor) außerhalb der Städte in ländlichen Räumen stattfindet, gehörte sie schon vor der Industrialisierung zum alltäglichen Bild IN den Städten. Da die damaligen Transport- und Konservierungsmöglichkeiten eine Produktion von Lebensmitteln dort nötig machten, wo sie verzehrt wurden und die rurale Landwirtschaft nicht produktiv genug für die Versorgung der Menschen in den Städten war, wurden die Bewohner in den Städten selber zu ‚Landwirten im Nebenerwerb’.

Industrialisierung und Urbanisierung

Mit zunehmender Industrialisierung und Urbanisierung änderte sich das Ernährungs- und Versorgungssystem in hoher Geschwindigkeit. Mit neuen Formen des Handels, Wissenschaft und technischen Fortschritten (z.B. die Einführung der Konservendose) wurde der „räumliche Bezug des städtischen Ernährungssystems grundlegend verändert“ (Stierand 2008, S. 121). Das städtische Ernährungssystem wurde aufgebrochen, Frisches konnte nun aus der Region bezogen werden, Haltbares auf nationaler Ebene. Einige Lebensmittel aus europäischen Kolonien wurden ebenfalls gehandelt.

Handel mit Lebensmitteln

Saisonale Engpässe oder Überschüsse stellten im Laufe der Entwicklung keinen Abhängigkeitsfaktor für Ernährung mehr dar. Heute findet Lebensmittelhandel und -konsum – auch von frischen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse - weltweit und saisonal unabhängig statt. Der Markt hat sich von einem Anbietermarkt (abhängig von Saison,  Wetter, Fruchtbarkeit der Böden etc.) zu einem Käufermarkt gewandelt. Das Ernährungssystem wird heute im Wesentlichen durch Landwirtschafts- und Handelspolitik auf globaler, europäischer und nationaler Ebene mitbestimmt.

Die Lebensmittelproduktion und -versorgung nahm von Bedarfsdeckung, über Steigerung des Lebensstandards bis zur Sicherung erreichter Lebensqualität vielfältige Formen an von der Wirtschaftsform der agrarischen Subsistenzwirtschaft, bei welcher die Haushalte Lebensgemeinschaften, Selbstversorger, Produzenten und Konsumenten in einem waren, über die Industrialisierung mit Bevölkerungswachstum und Wachstum der Städte, als Produktion aus den Haushalten in Betriebe und Unternehmen verlagert wurden, der Handel sich ausweitete und Produktivität gesteigert wurde, bis hin zur „Wohlstands – und Konsumgesellschaft“ und der heutigen „Risikogesellschaft“.

Quellen

Stierand, P. (2008): Stadt und Lebensmittel. Die Bedeutung des städtischen Ernährungssystems für die Stadtentwicklung. Dissertation. Dortmund 2008 URL: https://speiseraeume.de/downloads/SPR_Dissertation_Stierand.pdf

Seitter, Susanne (2018): Strategische Entwicklung eines Hochbeete-Projektes als Beitrag zu einer BNE mit regionalem Bezug. Masterarbeit im weiterbildenden Masterstudiengang Bildung und Nachhaltigkeit 

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